Aktuelle Themen der Wirtschaftsinformatik und des Electronic Government

B.Sc.
M.Sc.

Art

Seminar

SWS

2

Zeitpunkt

Winter 2024/25

Termine und Räume folgen

Aktuelle Themen der Wirtschaftsinformatik und des Electronic Government LSWI

Termine

Seminar (Start: 15.11.2024)

Freitag

12:00 - 16:00 Uhr

vrsl. 1.10 KMS 67

Seminar (Start: 29.11.2024)

Freitag

12:00 - 16:00 Uhr

vrsl. 1.10 KMS 67

Seminar (Start: 10.01.2025)

Freitag

12:00 - 16:00 Uhr

vrsl. 1.10 KMS 67

Seminar (Start: 24.01.2025)

Freitag

12:00 - 16:00 Uhr

vrsl. 1.10 KMS 67

Anmeldung

Eine Anmeldung ist über das Lehrportals des Bereichs Wirtschaftsinformatik und Digitale Gesellschaft und auch in PULS vorzunehmen.

Anmeldung Lehrportal  Anmeldung Puls

Leistungsanforderung

Es ist eine schriftliche Hausarbeit im Umfang von ca. 15 Seiten anzufertigen, deren Ergebnisse in Form eines Vortrages zu präsentieren sind (ca. 15 Minuten Vortrag, 10 Minuten Diskussion). Eine aktive Teilnahme am Seminar wird erwartet.

Anrechnung

  • Betriebswirtschaftslehre: Master (M.FS.BWL110, M.FS.BWL120)
  • Wirtschaftinformatik: Bachelor (BVMWI100-300); Master (MWI210, MWI361, MWI341, MWI370)
  • Informatik/ Computational Science: Master - Seminar im Bereich der angewandten Informatik
  • HPI (IT-Systems Engineering): Master - Seminar im Bereich der angewandten Informatik
  • Auch geeignet für Politik- und Verwaltungswissenschaftler

Dies sind Hauptzielgruppen (alle Angaben ohne Gewähr), ggf. existieren weitere Anrechnungsmöglichkeiten
– bitte sprechen Sie den Dozenten und Ihre Studienfachberatung an.

Inhalt

Eine Wolke fliegt am sonnigen Himmel einer mythischen Technosphäre. Aus dieser Wolke werden buchgroße Hochleistungsterminals gespeist, deren menschlicher Benutzer sich - ähnlich wie bei Gullivers Reisen - als Riese gegenüber dem technischen Gerät präsentiert. Der menschliche Körper des Nutzers erscheint zwecklos. Darüber hinaus verfügt diese Wolke über eine neue künstliche Intelligenz, die auch den Verstand des Nutzers herausfordert. Wohin wird die Reise gehen, und werden die Nutzer den Weg zurück ins Menschenland finden?

Das Theorie-Praxis-Seminar „Der verborgene Server - Digitale Technologien, Erscheinungsmythen, Machtbeziehungen und Körperpolitik“ untersucht das Verhältnis der menschlichen Vorstellungskraft zur Technologie, ihren Anwendungen und Vermarktungsstrategien, sowie die strukturellen Machtverhältnisse der Produktion im Vergleich zu Sichtbarkeit, zur Ordnung unserer Weltgesellschaft, individuellen sozialen Beziehungen und nicht zuletzt der des menschlichen Körpers.

Hilfreich oder lästig - während die Verflechtung von Menschen und Maschine im Alltag von allen erlebt wird, wird die Technik in der Mainstream-Vorstellung weiterhin als das große Andere propagiert. Interessant ist dabei, wie Technik je nach Kontext unterschiedlich beschrieben wird: Wenn sie unsichtbar sein soll, ist sie nur ein Prozess, z.B. das WIFI; wenn sie Aufmerksamkeit und Emotionen mobilisieren soll, wird sie in Form von feminisierten Servicerobotern oder apokalyptischen Terminatoren anthropomorphisiert. In der aktuellen Diskussion über groß angelegte Sprachmodelle wie ChatGPT wird es als geistige Bedrohung für die Menschheit dargestellt.

Was in diesen alarmistischen Diskussionen oft untergeht, sind Nuancen und wichtige Aspekte rund um die Implementierung von KI. Die Normalisierung von "KI" macht die Frage unsichtbar, welche Version des Menschseins wir derzeit haben und wen sie ausschließt. Wie von vielen beschrieben, ist die politische Vorstellung von KI als Sklave menschlicher Bedürfnisse, als eine Maschine, die sich eines Tages gegen ihre menschlichen Schöpfer erheben könnte, zutiefst kolonial und patriarchalisch und basiert immer auf der Vorstellung, dass Andere minderwertig sind, kontrolliert, unterdrückt und ausgebeutet werden müssen.

Ausgehend von zwei Büchern, "Surrogate Humanity: Race, Robots, and the Politics of Technological Futures" von Neda Atanasoski und Kalindi Vora, und "Caliban and the Witch: Women, the Body and Primitive Accumulation" von Silvia Federici werden wir die historischen, sozialen und politischen Kontexte analysieren, die die politischen Beziehungen zwischen Technologie und dem menschlichen Körper geprägt haben. Durch kritische Lektüre einzelner Auszüge, praktische Übungen und Diskussionen werden wir erkunden, wie Technologie zur Kontrolle und Ausbeutung von Körpern eingesetzt wurde und wird, aber auch Beispiele untersuchen, in denen sich Körper gegen solche Technologien gewehrt und sie erfolgreich unterlaufen haben.

Von Robotern bis hin zu medizinischen Experimenten - im Laufe des Kurses beschäftigen wir uns mit konkreten Beispielen dafür, wie der Körper als Testfeld für verschiedene Technologien diente oder dient. Wie Technologien uns von bestimmten Aufgaben befreien, uns aber gleichzeitig abhängig machen. Wie Künstler von der Körperkunst der 60er Jahre bis zum heutigen Konzept der Performancekunst sich im Laufe der Jahre mit diesen Fragen auseinandergesetzt haben. Gleichzeitig wird im Seminar ein Drehbuch für ein Dokumentarvideo entwickelt und umgesetzt, das uns gemeinsam durch den Dschungel unserer Recherche führen wird und anderen einen prägnanten Einblick in die Ergebnisse unserer kollektiven Recherche gibt.

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